Jugendopposition und politischer Protest gegen die Vereinnahmung durch die FDJ 1946 bis 1961

Das „F“ in eurem Schilde lügt. Ihr seid nicht frei, der Name trügt

Historischer Hintergrund

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) wurde am 7. März 1946 als „überparteiliche, einige, demokratische Jugendorganisation“ gegründet. Als wichtigstes Ziel propagierte sie die Verwirklichung der „vier Grundrechte der jungen Generation“: politische Rechte, das Recht auf Arbeit und Erholung, auf Bildung sowie auf Freude und Frohsinn. Mit dieser allgemeinen Programmatik verschaffte sich die FDJ eine so große Bandbreite, dass sie sämtliche Richtungen der Jugendbewegung vor 1933 einzubeziehen vermochte. Auf dem ersten Verbandskongress 1946 versprach der neu gewählte Vorsitzende Erich Honecker den Delegierten, „den überparteilichen Charakter unserer Organisation wie unseren eigenen Augapfel zu hüten“. Nur wenig später erzwang die von der Besatzungsmacht protegierte Sozialistische Einheitspartei Deutschland einen Kurswechsel: Mit Hilfe ihrer Jugendkader, darunter auch Honecker, gelang es ihr, den Verband auf ihre politische Linie festzulegen. 1952 erkannte die FDJ offiziell die „führende Rolle“ der SED an. Nach ihrer Umdeklaration zur „sozialistischen Jugendorganisation“ 1957 verstand sie sich fortan als „zuverlässiger Helfer und Kampfreserve der Partei“. Damit war ihre Umwandlung zu einer SED-Massenorganisation abgeschlossen.

Der Mauerbau am 13. August 1961 vertiefte die bestehende weltanschauliche Spaltung innerhalb der DDR-Jugend. Während sich ein großer Teil der Heranwachsenden zu „ihrem“ Staat bekannte, verstärkte sich bei einem größeren Teil die Ablehnung der SED-Herrschaft.

Zitate

„Die FDJ ist nicht etwa die Jugendorganisation der SED, sondern sie ist die Grundorganisation der Jugend unabhängig von Konfessionen, Weltanschauungen und Parteien.“

Wilhelm Pieck, SED-Politiker und späterer DDR-Präsident, am 30. Juli 1946.

„Die Freie Deutsche Jugend kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie die führende Rolle der SED anerkennt.“

Walter Ulbricht, SED-Generalsekretär, am 26. November 1950.

„In ihrer Tätigkeit läßt sich die Freie Deutsche Jugend von den [ … ] Beschlüssen und Ratschlägen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands leiten, […] weil die Partei […] der Jugend den richtigen Weg in eine lichtvolle Zukunft weist.“

Aus dem FDJ-Statut, angenommen auf dem VI. Parlament in Rostock 1959.

Die Ausstellung

Die diesjährige Ausstellung in der Denkstätte Teehaus Trebbow erinnert an das Aufbegehren junger Menschen in der Region gegen die von der FDJ getragene Zerschlagung der Schülervertretungen an den Oberschulen, die Politisierung der Universitäten, die Verfolgung der Jungen Gemeinde, die Militarisierung der Jugend sowie die Versuche zur Reglementierung jugendlichen Freizeitverhaltens. Stellvertretend für jene, die sich der politischen Vereinnahmung widersetzten, werden die Schicksale des Stralsunder Oberschülers Klaus Schikore, des Rostocker Studenten Karl Alfred Gedowsky, des Wismarer Jugenddiakons Herbert Büdke, des Anklamer EOS-Schülers Rainer Penzel sowie des Teltower Lehrlings Manfred Schlägel dargestellt. Ihre Lebensläufe zeigen, mit welch unverhältnismäßig hohen Strafen Besatzungsmacht und SED gegen politisch unangepasste Jugendliche vorgingen.