Ausstellung

Plötzlich gerät das Leben aus den Fugen: Da tauchen merkwürdige Gerüchte auf, man solle für die Stasi spitzeln, anonym zugesandte Fotos suggerieren, dass der Ehepartner fremd geht, die Kinder verhalten sich merkwürdig und abweisend, der Job geht verlustig, die Fahrerlaubnis wird eingezogen, in der Wohnung sind die Handtücher unerklärlicherweise Tag für Tag anders geordnet. Dass das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hinter all dem steckt, das ahnen die wenigsten Betroffenen. Ebenso wenig können sie erkennen, dass diese Vorgänge Teil einer planvoll eingesetzten Repressionsstrategie sind, die in der geheimpolizeilichen Arbeit ZERSETZUNG genannt wird.
Die Ausstellung zeigt auf, was sich hinter der Zersetzung verbarg, welche Ziele und Folgen sie hatte und wie Menschen konkret betroffen waren.

Betroffene

Maßnahmen der Zersetzung richteten sich gegen Einzelpersonen und Gruppen, die im Verdacht standen, gegen den SED-Staat Aktivitäten zu entwickeln, bzw. bereits entwickelt zu haben, die eine Anwendung der politischen Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch wie „staatsfeindliche Hetze“ (§106), „landesverräterische Nachrichtenübermittlung“ (§99), „ungesetzliche Verbindungsaufnahme“ (§219) und „verfassungsfeindlicher Zusammenschluss“ (§107) zuließen.

Zersetzung

Die Zersetzung war eine Repressionsmethode des MfS und ab 1976 fester Bestandteil der geheimpolizeilichen Arbeit unterhalb der Ebene strafrechtlicher Verfolgung. Sie unterschied sich von anderen Formen der Verfolgung wie Folter, Haft und Tötung wesentlich dadurch, dass sie nicht offen, sondern verdeckt ausgeübt wurde. Das MfS als Urheber, Motor und Koordinator der Zersetzungsmaßnahmen blieb in aller Regel im Verborgenen. Die von Zersetzung Verfolgten wussten demnach im Gegensatz zu den Inhaftierten nicht, warum das Leben aus den Fugen geriet und wer der Verursacher war. Zudem richteten sich die einzelnen Maßnahmen der Zersetzung wesentlich an der Individualität des Opfers aus.

Die Zersetzung war auf die psychologische Manipulation von Menschen ausgerichtet. Sie zielte ganz konkret auf das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl eines Menschen, erzeugte Angst, Panik, Verwirrung, rief einen Verlust an Liebe und Geborgenheit hervor und schürte Enttäuschungen.

Konzept und Text: Dr. Sandra Pingel-Schliemann, Politikwissenschaftlerin
Gestaltung: Marco Pahl, www.grafikagenten.de
Beratung: Prof. Norbert Schwarte

Für die Unterstützung bedankt sich der Förderverein sehr herzlich bei:
der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern
der Ehrenamtsstiftung MV
und allen Gästen!

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